SPD-Bürgerbüro lädt ein zur kritischen Auseinandersetzung über die Ernährungssituation Heinz Buss holte eine Plakatausstellung der Hilfsorganisation Oxfam nach Wittmund. „Essen auf den Teller, nicht in den Tank“, „Ausverkauf von Land und Wasser stoppen“ – diese und viele andere zum Nachdenken und Diskutieren anregend Slogans zieren Plakate, die derzeit im Bürgerbüro der SPD in der Fußgängerzone in einer Ausstellung zum Thema Ernährung beziehungsweise dem Umgang mit Lebensmitteln zu sehen ist.

Karin Evers-Meyer (MdB) eröffnete am Sonnabend die Ausstellung bei gutem Besuch und reger Diskussion, die sich sofort unter den Besuchern zum Thema Ernährungssituation in der Welt und Unterernährung und deren Gründe in vielen armen Ländern, allen voran Afrika. Heinz Buss, Vorsitzender der SPD Wittmund, war bei der Suche nach einer etwas anderen Ausstellung, die nicht wie sonst Kunstobjekte zeigt, auf den Ausspruch „Mit Essen spielt man nicht“ gestoßen, mit dem die internationale Hilfsorganisation Oxfam für die Eindämmung von preis treibender Spekulation mit Nahrungsmitteln einsetzt. Heinz Buss erinnerte in diesem Zusammenhang an seine eigene Kindheit, in der seine Mutter ihm des öfteren diesen Satz am Essenstisch gesagt habe.
Gurken sind zu klein!
Die Plakatausstellung, die jetzt bis Ende Juni zu den Öffnungszeigen des Bürgerbüros zu sehen ist, ist von Oxfam heraus gegeben. Die Hilfsorganisation, gegründet bereits 1942 in England, will mit den Plakaten zum Nachdenken anregen, ob es nicht doch möglich ist, dass auf der Erde schon bald neun Milliarden Menschen leben und diese auch alle satt werden können. Karin Evers-Meyer hatte denn auch passender weise zum Thema, dass in Deutschland zu viele Lebensmittel in den Müll wandern (80 Kilogramm pro Kopf pro Jahr) einen Tipp, den sie beim nächsten Pfannkuchenbacken umsetzen wolle: Denn dazu könne sie auch eine gerade vom Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufene Milch verwenden, die sonst in den Müll lande. Rolf Ehlers von der Wittmunder Tafel richtete mahnende Worte an die Anwesenden: 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel würden jährlich weltweit weggeworfen, 40 Prozent der Ernte vergammele auf den Feldern, viele Kartoffeln, Gurken, Bananen und so weiter schafften es nicht in den Supermarkt, weil sie nicht groß oder verformt seien. Außerdem würden Lebensmittel Umwelt belastend produziert und auch wieder entsorgt, beispielsweise würden Unmengen Wasser bei der Produktion verwendet. Kritisch sieht die Hilfsorganisation der Plakatausstellung aber eben auch die Spekulationen mit Nahrungsmittel, das Spiel mit dem Essen auf eine andere Art und Weise wie die von Heinz Buss geschilderte Mahnung seiner Mutter. Banken und Fonds, so schildert es Oxfam, haben Rohstoffe wie Weizen und Mais als Anlagemöglichkeit entdeckt und ködern Anleger mit der Aussicht auf hohe Gewinne bei steigendem Rohstoffpreis.
Weizen und Mais knapp!
Die Folgen dieser Spekulation trifft dann die Familien in Entwicklungsländern, die oft mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssten. Kreislandvolkpräsident Erich Hinrichs äußerte sich zu diesem Thema ebenfalls in der Ausstellung: Es entstehe bei den Bürgern durch die Spekulationen eine Vertrauenskrise, ob Marktwirtschaft überhaupt funktioniere. Anderseits brauche der Markt auch die Spekulanten. Bei der Ernährung von neun Milliarden Menschen sei grundsätzlich auch die Knappheit von Getreide wie Weizen und Mais zu beachten. Erhöhe man hier die Preise, lohne es sich für die Betriebe auch wieder, mehr zu investieren, und letztlich mehr Getreide und Co. zu produzieren.

Quelle: Anzeiger für Harlingerland vom 21.5.2013, Verfasserin: Heidi Hinrichs